Konzept zur Vorbereitung Ehrenamtlicher

Wertschätzend begleiten lernen – mit Haltung, Wissen und Erfahrung

Gut vorbereitet in die Begleitung

Die Begleitung Sterbender ist keine einfache Tätigkeit – sie erfordert Achtsamkeit, Empathie und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. OMEGA bereitet Ehrenamtliche sorgfältig auf diese Aufgabe vor – mit einem fundierten Konzept, das Wissen, persönliche Entwicklung und Gemeinschaft miteinander verbindet.

Mit Haltung begleiten

Die ehrenamtliche Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen ist eine besondere Form des Engagements – tiefgehend, berührend und herausfordernd zugleich. Wer sich dieser Aufgabe stellt, betritt einen Raum, in dem Alltägliches zur Seite tritt und das Wesentliche sichtbar wird.

OMEGA versteht die Vorbereitung auf dieses Ehrenamt nicht als Ausbildung im klassischen Sinn, sondern als einen persönlichen Weg der Befähigung. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung einer Haltung, die getragen ist von Empathie, Offenheit und der Bereitschaft, für andere Menschen in existenziellen Situationen einfach da zu sein.

Unser Konzept verbindet fachliches Wissen mit Selbsterfahrung, Austausch in der Gruppe und achtsamer Begleitung. Es bietet Raum, Fragen zu stellen, Unsicherheiten zuzulassen und gemeinsam Orientierung zu finden – ganz im Sinne der hospizlichen Idee: Leben bis zuletzt.

Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit

Bevor man einem anderen Menschen am Lebensende zur Seite stehen kann, braucht es die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Der Kurs eröffnet einen geschützten Rahmen, in dem die Teilnehmenden ihren eigenen Erfahrungen mit Tod, Verlust, Trauer und Abschied begegnen können.

Wie spreche ich über den Tod – und wie denke ich über das Sterben? Welche Bilder und Gefühle verbinde ich damit? Welche Erlebnisse haben mich geprägt? Solche Fragen helfen, eine bewusste innere Haltung zu entwickeln. Es geht nicht darum, alles zu „verarbeiten“ – sondern darum, sensibel und reflektiert in die Begleitung zu gehen.

Wahrnehmen lernen – sich selbst und andere

Begleitung beginnt mit Wahrnehmung. Wer gut begleitet, ist in der Lage, feine Signale zu erkennen – bei anderen, aber auch bei sich selbst. Hier geht es um das achtsame Beobachten, um Körpersprache, um emotionale Resonanz und um die Fähigkeit, zwischen eigenen Reaktionen und denen des Gegenübers zu unterscheiden.

Übungen zur Selbst- und Fremdwahrnehmung, angeleitete Gruppenreflexionen und kreative Methoden helfen, das eigene Empfinden zu schärfen. Diese Schulung der Sinne schafft eine wertvolle Grundlage für eine Begleitung, die nicht überfordert, sondern stärkt – auch ohne viele Worte.

Kommunikation, die trägt

Am Lebensende kommt es oft weniger auf das „richtige“ Wort an als auf eine Haltung, die Verbindung ermöglicht. Dennoch ist Sprache ein zentrales Werkzeug – auch, um Unsagbares gemeinsam auszuhalten.

In diesem Teil des Kurses geht es um verbale und nonverbale Kommunikation, um aktives Zuhören, um Nähe und Abgrenzung, um stille Präsenz und um Gesprächsführung in belastenden Situationen. Rollenspiele und Fallbesprechungen helfen, sich sprachlich sicherer zu fühlen – auch dann, wenn es keine einfachen Antworten gibt.

Ziel ist eine Begleitung, die durch Offenheit, Zuwendung und Geduld getragen ist – und die auch Stille als wertvollen Teil des Gesprächs versteht.

Bedürfnisse erkennen, Halt geben

Sterbende Menschen haben oft feine, unausgesprochene Bedürfnisse: nach Sicherheit, nach Menschlichkeit, nach Kontrolle oder Loslassen, nach Berührung oder Abstand. Ebenso tragen Angehörige eigene Sorgen, Unsicherheiten und Erwartungen mit sich.

Die Teilnehmenden werden sensibilisiert für die vielfältigen emotionalen, sozialen und spirituellen Dimensionen des Sterbens. Es geht um die Rolle der Begleitenden inmitten familiärer Dynamiken, um Empathie ohne Überforderung und um den Mut, Unklarheiten stehen zu lassen.

Die Teilnehmenden lernen, Menschen in ihrer Einzigartigkeit wahrzunehmen – und ihnen genau die Form von Begleitung zu bieten, die sie brauchen, nicht die, die man selbst für richtig hält.

Praktische Hilfen, Trauer & Abschied

Neben der emotionalen Begleitung braucht es auch ein gewisses Maß an praktischer Orientierung: Wie gehe ich mit Nähe um? Was ist bei einem Todesfall zu beachten? Welche Rituale und Umgangsformen helfen in der Zeit des Abschieds?

Der Kurs vermittelt Wissen über den Sterbeprozess, über erste Schritte nach dem Tod, über mögliche Trauerverläufe und Begleitungsangebote. Auch Themen wie Bestattungskultur, religiöse Unterschiede und persönliche Ausdrucksformen von Trauer werden einbezogen.

Trauer ist keine Krankheit, sondern ein individueller Weg – auch das zu verstehen, gehört zur Vorbereitung.

Kraftquellen für Ehrenamtliche

Sterbebegleitung ist zutiefst sinnstiftend – aber sie kann auch belasten. Deshalb gehört zur Vorbereitung immer auch die Frage: Wie bleibe ich in Balance? Was gibt mir Kraft? Wie kann ich mich abgrenzen, ohne mich zu verschließen?

Hier geht es um Selbstfürsorge, um Reflexion in der Gruppe, um das Erkennen eigener Grenzen und den Umgang mit emotionalen Belastungen. Die Teilnehmenden entdecken ihre persönlichen Kraftquellen und entwickeln ein Gespür dafür, was sie brauchen, um langfristig im Ehrenamt gesund und präsent zu bleiben.

Denn gute Begleitung beginnt immer auch bei sich selbst.

Ein Konzept mit Freiraum

Das Vorbereitungskonzept von OMEGA gibt Orientierung, aber es lässt Raum – für persönliche Entwicklung, für Fragen und für unterschiedliche Lebenswege. Es ist modular aufgebaut, flexibel gestaltbar und doch stets in den Werten der Hospizarbeit verankert: Offenheit, Mitgefühl, Würde, Präsenz.

Wer sich auf diesen Weg einlässt, lernt nicht nur zu begleiten – sondern auch, das Leben mit anderen Augen zu sehen.

Angebote von OMEGA

OMEGA – Mit dem Sterben leben e.V. bietet umfangreiche Unterstützung für Trauernde an. Der Verein schult Trauerbegleiter*innen, die Trauernde professionell und einfühlsam begleiten. Die Angebote umfassen:

  • Einzel- und Gruppengespräche: OMEGA bietet sowohl Einzelgespräche als auch Trauergruppen an, in denen Betroffene einen geschützten Raum finden, um über ihre Gefühle zu sprechen und Unterstützung zu erhalten.
  • Workshops und Seminare: In Workshops und Seminaren können Trauernde verschiedene Techniken und Methoden kennenlernen, die ihnen helfen, mit ihrer Trauer umzugehen.
  • Kreative und therapeutische Angebote: Kunsttherapie, Musiktherapie und andere kreative Ansätze bieten Trauernden die Möglichkeit, ihre Emotionen auf vielfältige Weise auszudrücken und zu verarbeiten.